Klimaneutrale technische Beschneiung auf Melchsee-Frutt

1. Informationen zum Schneibetrieb auf Melchsee-Frutt

Um den komplexen Betrieb einer Schneeanlage zu verstehen, werden untenstehend die wichtigsten Begriffe rund ums Beschneien kurz erklärt.

Zutaten für technischen Schnee
Damit technischer Schnee entstehen kann, braucht es Wasser und Luft. Genug kalte Temperaturen sind eine Grundbedingung, damit die feinen Wassertropfen auf dem Weg zum Boden gefrieren und dabei Schneekristalle bilden können.

Feuchtkugeltemperatur
Das Verhältnis von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit ergibt die Feuchtkugeltemperatur.
Je feuchter die Luft, desto mehr Minusgrade werden benötigt, um technischen Schnee zu produzieren. Die Beschneiung kann je nach Schneeerzeuger erst ab einer Feuchtkugeltemperatur von -1.5 Grad bis -3 Grad gestartet werden.

Grenztemperatur
Temperatur um den Gefrierpunkt.

Wassertemperatur
Je wärmer das Wasser, desto mehr physikalische Energie wird benötigt, damit die Wassertropfen genug schnell gefrieren können. Die optimale Wassertemperatur für die Produktion von technischem Schnee liegt knapp über dem Gefrierpunkt.

Schneileistung
Je tiefer die Feuchtkugeltemperatur, desto höher die Schneileistung. (Anzahl Kubikmeter Schnee pro Stunde)

Schneeerzeuger
Bei den Schneeerzeugern unterscheidet man zwischen Propellermaschinen oder Schneilanzen.

2. Geschichte der Beschneiung auf Melchsee-Frutt

Die Sportbahnen Melchsee-Frutt gehen seit den frühen neunziger Jahren aktiv gegen die Schneemangelproblematik vor. Als Vorreiter der technischen Beschneiung unter den Zentralschweizer Skigebieten konnten sich die Sportbahnen Melchsee-Frutt so ihr Image für hohe Schneesicherheit aufbauen. Anfänglich startete man sehr punktuell mit einzelnen Propellermaschinen und verbaute mobile Wasserleitungen. Im Jahre 1994 wurde die Beschneiungsanlage Jäst – Stöckalp gebaut – ein komplett manuelles und analoges System mit einfachem Betrieb und Unterhalt. Noch heute sind viele Bauteile seit Erstinbetriebnahme im Einsatz. Nachfolgend kamen verschiedene Ausbauschritte mit unterschiedlichen Schneeerzeugern und höheren Leistungsfähigkeiten der Systeme dazu. Ziel war es, mehr Fläche in kurzer Zeit technisch zu beschneien.

Weitere Ausbauschritte der Beschneiungsanlage auf Melchsee-Frutt

Dank diesen Ausbauschritten ist es für die Sportbahnen Melchsee-Frutt nun möglich, (auch dank ergänzenden mobilen Schneimöglichkeiten) knapp 14 von 36 Pistenkilometern technisch zu beschneien. Rund 10 Millionen investierte Schweizer Franken in knapp 30 Jahren haben dazu beigetragen, dass die Ertragslage der Winterangebote auf Melchsee-Frutt nach wie vor gut ist. Die Pisten halten dank technischer Beschneiung höheren Gästefrequenzen stand. Ausserdem wird die Qualität der Pisten aufgewertet und es kommt weniger schnell zu aperen Stellen.

Hinzu kommt, dass auf beschneiten Pisten viel weniger Beschädigungen an der Grasnarbe entstehen, da der technisch erzeugte Schnee, diese vor dem Wintersport- und Präparationsbetrieb viel besser schützt.

3. Kostenstruktur der bestehenden Beschneiungsanlage

In der untenstehenden Zusammenfassung werden die intern kalkulierten Kosten, für die bestehende Beschneiungsanlage der Sportbahnen Melchsee-Frutt, mit den Branchenkennzahlen von Seilbahnen Schweiz verglichen.

Tabelle Kostenstruktur der bestehenden Beschneiungsanlage Melchsee-Frutt

Vergleicht man die wichtigsten Zahlen, sind die Sportbahnen Melchsee-Frutt sowohl bei den Investitionskosten als auch bei den Betriebskosten im Verhältnis zum Branchenrichtwert tiefer. Folgende speziellen Einflüsse sind diesbezüglich erkennbar:

Wasserfassung Melchsee

Die Sportbahnen Melchsee-Frutt können sämtliches Wasser für die Beschneiungsanlage aus dem Melchsee benutzen (direkt ab See oder Druckleitung). Der Stausee gehört dem Elektrizitätswerk Obwalden und das Wasser für die Beschneiung wird mit einem Wasserzins vergütet, was immer noch einiges günstiger ist, als wenn man einen Speichersee explizit für die Beschneiung bauen und unterhalten würde.

Lanzensystem

Die Beschneiung der Sportbahnen Melchsee-Frutt wird hauptsächlich mit Lanzen betrieben. Nur punktuell und hauptsächlich im tiefergelegenen Gebietsteil kommen teurere Propellermaschinen zum Einsatz.

 

„Nessy ZeroE“ Lanzen
Die im untersten Teil der Beschneiungsanlage eingesetzten „Nessy ZeroE“ Lanzen produzieren dank des natürlich vorhandenen Wasserdruck, den technischen Schnee ohne weitere Energiekosten.

Mobile Beschneiung

Auf einem speziellen „Schneibock“ mit „Nessy ZeroE“ Lanzen und mobilem Schlauchmaterial kann im Grossteil des Gebiets, mit einfachen Mitteln, die Beschneiungsfläche ab dem bestehenden Beschneiungssystem erweitert werden.